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Dissoziation, Split, Fragmentation
Nachdenken über ein Modell
Eine Frau zählt neun Teilpersonen auf, die sie im einzelnen beschreibt. Sie sagt, sie sei
"die Leere zwischen diesen Personen". Eine andere Patientin hört Stimmen, die sie beschimpfen
und entwerten; sie fühlt sich zerspalten in einen Teil, der Männer liebt, und in eine Person
mit lesbischen Neigungen. Ein Mann erlebt sich verdoppelt in einen depressiv gestimmten Franz
und einen aggressiven Frank. Solche "dissoziative Störungen" wurden bereits im letzten
Jahrhundert in Frankreich — u.a. im Zusammenhang mit "Hysterie" und Hypnose diagnostiziert,
später aber von Freuds "Verdrängung" überlagert. Als "multiple Persönlichkeit" (heute
"dissoziierte Identitätsstörung") aus den USA heimgekehrt, ist "Dissoziation" inzwischen auch
hier wieder zu einem vieldiskutierten Thema geworden. Der Autor hinterfragt die impliziten
Modellvorstellungen von Psyche, Person, Persönlichkeit, welche in die Begriffsschöpfungen
eingehen. Er unterscheidet verschiedene Bedeutungsebenen und stellt das Spektrum von
adaptiv-normal-psychologischen Dissoziationen bis zur schwersten Form der Dissoziation, der
schizophrenen Ich-Störung, dar. Skizzen von Krankengeschichten und Patientenzeichnungen
illustrieren den Text. Übersichtstafeln, Modellschemata, eine annotierte Bibliographie und
Hinweise auf diagnostische Instrumente ergänzen ihn.
Interessenten: Psychiater, Klinische Psychologen, Psychotherapeuten, Philosophen, Ethnologen,
Anthropologen, Soziologen und Medizinhistoriker.
Verlag Hans Huber, 1999 (ISBN 3-456-83215-X)
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