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Leben ohne Ich: lebendig — tot
Schizophrene Menschen als Künstler
Manche schizophrene Menschen haben eine herausragende Introspektions- und Sprachfähigkeit,
so wie Myriel. In Anschaulichkeit und Klarheit kann sie ihr notvolles Erleben ihres Ich
in Sprache, in Prosa und Gedicht, darüber hinaus in Zeichnung und Bild vermitteln — und damit
stellvertretend für viele, die dieses Können nicht haben, Vermittlerin werden für ein empathisches
Begreifen, was Schizophrenie auf der Seite des Erlebenden heißt, wie solche Menschen sich selbst
und ihre Welt erfahren. Dann verstehen wir ihre Reaktionen auf dieses Erfahren und auf das
Verhalten der Umgebung besser und begreifen mehr von der grossen Aufgabe, solchen Menschen zum
Wiedergewinn und zum Erstarken ihres Ich zu verhelfen — denn das Ich ist ein notwendiges Vehikel
durch das Leben. Gleichzeitig wird durch Könner des Mitteilens, wie Myriel, die gemeinsame
anthropologische Dimension der flüchtigen Konstellation, die wir Ich nennen, und der Gestaltung
der "Welt" angesprochen. So erscheint in der Darstellungskraft von Myriel ihr individuelles
Leiden als Spiegelung dieser Ichkrankheit überhaupt, aber darüber hinaus des Menschen in seiner
Welt — und damit vermittelt Myriels Können, im Übersteigen des Individuellen ins Allgemeine,
Kunst.
Zürich (ISBN 3-905708-09-4)
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