Institute for Response-Genetics (e.V.)

Chairman: Prof. Dr. Hans H. Stassen

Psychiatric Hospital (KPPP), University of Zurich

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Trithemius

Vom Lebensleid zu psychischen Krankheiten

Spurensuche in der Kulturgeschichte der Psychiatrie: "psychische Krankheiten" sind kulturelle Konstruktionen, entsprechend auch ihre Begründung in Seele, Gehirn, Gesellschaft und die Behandlungsvorschläge zwischen Geistheilen und (chemischen, chirurgischen) Eingriffen in das Gehirn. Welche Annahmen, Vorstellungen, Begriffe, Perspektiven und Methoden fliessen in das "Wissen" ein? Welche ethische Grundhaltung, Achtung vor der Würde bestimmen das Handeln? — Psychische Gesundheit (als Funktionstüchtigkeit) und Krankheit (Dysfunktionalität) sind als Pole eines Kontinuums zu sehen. Die Gefährdung zum Krankwerden (Disposition) liegt im Verhältnis von Vulnerabilität (Verletzlichkeit) und Resilienz (Widerstandskraft).

Der Schamane nimmt den Menschen als "begeisterten Leib". Erst als Körper und "Seele" als getrennte "Naturen" aufgefasst wurden, konnte man von "Seelen-krankheiten" reden. Aus der Vorstellung "Seele" erwuchs das Konstrukt "Psyche", vorgestellt als integrierte Einheit personaler Identität (Ich/Selbst) eines Individuums.

Dieser Psyche wurden Funktionen zugeschrieben: Kognitionen, Emotionen ("Affekte" und Triebe), Bewusstsein mit Ich/Selbst-Bewusstsein. Die Vorstellung eines klaren Wachbewusstseins führte zur Annahme des Unbewussten. Diese Funktionsbereiche wurden mehr und mehr als eigene Einheiten (mit eigener Gehirnregion) gesehen. Dies rief die Frage nach ihrer Verbindung (Assoziation) auf; wo die ausblieb, wurde Spaltung (Dissoziation) angenommen. Die Abtrennung von psychischen Funktionseinheiten legte die Grundlage für die Krankheitskonstruktion: Störungen des Wachbewusstseins, der Kognitionen, der Emotionen ("Affektkrankheiten"), der Einheit des Bewusstseins (Dissoziative Störungen), besonders des personalen Ich/Selbstbewusstseins (sogenannte Schizophrenien).

The Author

Prof. Dr. Christian Scharfetter practiced for over 30 years as a clinician, teacher and researcher at the world-renowned Burghölzli Psychiatric University Hospital. He authored several standard text books, particularly in the field of psychopathology and schizophrenia research, and published over 300 scientific articles. Schizophrenia is a severe mental illness causing the loss of the ability to work, to have close relationships, and to have a fulfilling life. The cause of schizophrenia, however, its development, longterm course and therapeutic treatment are all still unresolved issues.
 
Verlag Wissenschaft und Praxis (ISBN 978-3-89673-510-2), Sternenfels 2009 (249 Seiten; € 39.95)

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